︎︎︎BENEDIKT WALDMANN



Fotos: Nadine Bracht
o. T.
Plexiglas, Lackstift, Motoren, Stahl, Holz
2021








11. April 1968
Laserdrucke
2021

"Der Lügner und der Mörder heißt Springer. Das Attentat von heute Nachmittag ist ein öffentlich vorbereitetes Attentat, begonnen durch den Springer-Konzern." Diese Worte richtete der SDS-Aktivist Hans-Joachim Hameister am Abend des 11. April 1968 an die 2000 Studierenden und Jugendlichen, die sich im Audimax der TU Berlin versammelt hatten. Wenige Stunden zuvor hatte Rudi Dutschke, „Kopf und Stimme der Studentenbewegung“, nur knapp ein Attentat überlebt. Der 23-jährige Neonazi Josef Bachmann hatte dreimal auf ihn geschossen. Christian Semler, ebenfalls ein Mitglied der SDS, spricht bei der selben Veranstaltung wie Hameister. Er sagt: "Kommilitonen und Kommilitoninnen, Genossen und Genossinnen! Wir werden heute Abend nicht nur über diesen Mordversuch sprechen, sondern auch über die praktischen Konsequenzen und die Aktionen, die aus diesem Mordversuch für uns folgen."

Wenige Stunden später stehen Teile des Springer-Hochhauses in Flammen. Die Protestierenden wollen die Auslieferung der Zeitungen des Konzerns blockieren, Lieferfahrzeuge werden angezündet. Nach dem Tod Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967 sind der 11. April 1968 und die darauf folgenden „Osterunruhen“ ein weiterer Höhepunkt der sich immer weiter zuspitzenden gesellschaftlichen Konflikte in Westdeutschland. Das Attentat auf Rudi Dutschke führte in der Studentenbewegung zu Debatten über die „Gewaltfrage“, man fühlte sich als Kollektiv attackiert („Drei Kugeln auf Rudi Dutschke/Ihm galten sie nicht allein/Wenn wir uns jetzt nicht wehren/Wirst du der Nächste sein“, dichtete Wolf Biermann) und zur Gegenwehr berechtigt. Die Radikalisierung war vorprogrammiert und fand ihre Erfüllung in der Gründung der Terrororganisationen „Bewegung 2. Juni“ und „Rote Armee Fraktion“ (RAF), die die Bundesrepublik für Jahre in Atem halten sollten.






Von der Tapete bis zur Wand
Gummiknüppel, Fototapete
2021 (Ausstellungsansicht Fun&Fame)







Die Rückeroberung der Worte
Trinkflasche (Metall, Marke “I ♥ REVOLUTION”), elektr. Bauteile
2021








Scheinbar lebendige Box
Mixed Media
2020

https://vimeo.com/488052091









KrautOnDemand
Aktion
2020

Link

Durch die Verwendung des Prinzips des „Astroturfing“ (des Einsatzes von bezahlten Demonstrierenden) soll dazu angeregt werden, die aktuelle Protestkultur kritisch zu betrachten. Werden Proteste gekapert? Wessen Meinung wird vertreten?
Die Bereitschaft, als Demonstrant*in eine Meinung zu vertreten, die nicht zwangsläufig die eigene ist, stellt als Akt exemplarisch-subversiv dar, wie eine fremde Agenda in eine Demonstration eingeschleust werden kann, ohne dass sich die Hintermänner oder -frauen zu erkennen geben müssen.


By using the principle of "astroturfing" (the use of paid demonstrators), the aim is to encourage a critical view of the current protest culture. Are protests hijacked? Whose opinion is represented?
The willingness to represent an opinion as a demonstrator that is not necessarily one's own is an exemplary subversive act that shows how a foreign agenda can be infiltrated into a demonstration without the men or women behind it having to reveal themselves.









Quo vadis?
Video
2020

Link

Quo vadis? ist der Versuch, die Ratlosigkeit, die die Ausschreitungen in Stuttgart sowie deren erst begonnene Aufarbeitung in mir verursacht haben, und die ich als symptomatisch für ein sich immer weiter verschärfendes gesellschaftliches Klima empfinde, darzustellen. Während unzählige Interviews, Informationen und Erklärungsversuche über alle Kanäle gesendet werden, wandle ich als Einzelner durch eine Welt, die ich vertraut und gleichzeitig verändert vorfinde. Den Spuren der für mich nur fragmentarisch zu begreifenden Geschehnissen folgend, hoffe ich, eine Erklärung zu finden und so meiner Hilflosigkeit zu entfliehen.

Quo vadis? is an attempt to portray the helplessness that the riots in Stuttgart caused in me, which I consider symptomatic of an ever worsening social climate. While countless interviews, information and attempts at explanation are broadcast through all channels, I am wandering as an individual through a world that I find familiar and at the same time changed. Following the traces of the events, which for me can only be understood in fragments, I hope to find an explanation and thus escape my helplessness.








ohne Titel (Viel Glück!)
Mixed Media
2020








Taktgefühl
Ordnung
Munitionsbox, Steckspiel, Fleischerbeil, Holzrassel
2020









Zeitsparer I-IV:
Pinsel-Rasierer
Reibe-Topf
Glas-Reiniger
Meterstab-Stift
Mixed Media
2019



CV // BENEDIKT WALDMANN 

born 1994 in Rothenburg ob der Tauber (DE)
lives and works in Stuttgart (DE)


EDUCATION

since 2018
State Academy of Art and Design Stuttgart, Prof.in Birgit Brenner, !Mediengruppe Bitnik and Prof. Andreas Opiolka
2014-2018
Apprenticeship and employment as a watchmaker


EXHIBITIONS

since 2019 
2019      
2020

2021
Rundgang, ABK Stuttgart, Stuttgart (DE)
Kunst im Hinterhof, Stuttgart (DE)
Zeit die drauf geht, Bergstaffel, Obertürkheim (DE)
odds without ends, digital exhibition (DE)
Fun&Fame, Stuttgart (DE)
TURN AROUND Rundgang im WKV, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart (DE)
EAT YOUR WORDS, Kunstverein Neuhausen, Neuhausen auf den Fildern (DE)